Catholic Teachings about Jews in Spain Compared with Argentina during the Holocaust Era, 1933-1945

Die christlichen Lehren über Juden in Spanien und Argentinien weisen verschiedene Muster auf. Beispielsweise zeigen religiöse Textbücher für Grundschulen, daß Lehrmaterialien, die für junge Kinder aus den unteren Klassen bestimmt waren, die größten Verzerrungen aufweisen. Das Bedürfnis, die christli...

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Bibliographic Details
Main Author: Ben-Dror, Graciela (Author)
Format: Electronic Article
Language:English
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Published: Vandenhoeck & Ruprecht 2003
In: Kirchliche Zeitgeschichte
Year: 2003, Volume: 16, Issue: 1, Pages: 92-111
Online Access: Volltext (lizenzpflichtig)
Parallel Edition:Non-electronic
Non-electronic
Description
Summary:Die christlichen Lehren über Juden in Spanien und Argentinien weisen verschiedene Muster auf. Beispielsweise zeigen religiöse Textbücher für Grundschulen, daß Lehrmaterialien, die für junge Kinder aus den unteren Klassen bestimmt waren, die größten Verzerrungen aufweisen. Das Bedürfnis, die christliche Glaubenslehre in einem „Katechismus“ vereinfacht darzustellen, brachte Autoren dazu, zu vereinfachen und im Übermaß auf die Begriffe „gut“ und „schlecht“ zurückzugreifen, wobei sie eine Schwarzweiß-Polarisierung erzeugten. Die daraus resultierenden Geschichten waren dazu gedacht, Ablehnung und Haß gegen Juden auszulösen, und diese Tendenz setzte sich im Schulmaterial für die weiterführenden Klassen fort. In Spanien basierte dies sowohl auf dem theologischen Gehalt traditioneller christlicher Feindschaft gegen die Juden als auch auf dem geschichtlichen Hintergrund und Kontext Spaniens. Ob man die Inquisition unter der mittelalterlichen spanischen Monarchie pries oder sich auf die Seite Franco-Spaniens schlug - Theologie und Politik bildeten einen apologetischen, antisemitischen Eintopf. Je jünger die Kinder, desto zahlreicher die Verzerrungen, aber das Lehrmaterial für alle Altersstufen weist diese Feindseligkeit auf. Bis in die 60er Jahre wurden antisemitische Texte auf religiöser Grundlage in Spanien veröffentlicht, die ihre traditionelle antisemitische Botschaft oft noch durch einen betont ideologischen, säkularen und modernen Ton anreicherten. In vielerlei Hinsicht ähnelte das antijüdische Lehrmaterial, das in Argentinien während der 30er Jahre verwendet wurde, demjenigen, das man im frankisti sehen Spanien verbreitete. Aber die lange Tradition jüdischer Anwesenheit und antijüdischer Ablehnung, die im mittelalterlichen christlichen Spanien entstand, hatte kein Gegenstück in Argentinien. Spanien erlebte in seiner Geschichte eine machtvolle Überlappung traditioneller, antisemitischer christlicher Motive mit einer gelebten Erfahrung von Haß gegen die Juden. In Argentinien war die jüdische Gemeinde erst vor relativ kurzer Zeit entstanden, wobei die meisten Mitglieder im frühen 20. Jh. im Land eintrafen. Traditionelle antijüdische religiöse Motive wurden im argentinischen Lehrmaterial stark betont, doch jede weitere Ergänzung von antijüdischen Elementen wurzelte weniger in lokaler Geschichte als vielmehr in modernen, säkularen antisemitischen Motiven. Diese wurden im Erziehungsmaterial plaziert und stachen in den Botschaften hervor, die der niedere Klerus an seine christliche Gemeinde hinaussandte. Trotz des großen Einflusses, den der spanische Katholizismus in Südamerika im allgemeinen und in Argentinien im besonderen hatte, verbreitete sich in Argentinien besonders der moderne Antisemitismus. Man veredelte diese Botschaft durch tief in die christliche Tradition zurückreichende Wurzeln und wandte sich in Argentinien begeistert den jüngsten Entwicklungen des Hasses gegen die Juden zu, die aus Europa herüberkamen. Dann verbreitete man diese Ideenmischung durch den Katechismus, Textbücher und wöchentliche Pfarrblätter. Sowohl in Spanien als auch in Argentinien wurden traditionelle religiöse Vorurteile und moderne antisemitische Motive stark verquickt. Beide katholische Traditionen warnten vor der Gefahr jüdischer Macht und betonten, daß Christen sich vor der drohenden jüdischen Eroberung der Welt schützen müßten. Dies kann als Hauptlehre über Juden in beiden Ländern für die 30er und 40er Jahre gelten, wobei sich erst etwas änderte, als das Zweite Vatikanische Konzil eine neue Richtung für die gesamte katholische Kirche einschlug.
ISSN:2196-808X
Contains:Enthalten in: Kirchliche Zeitgeschichte