Rechtsextreme Muslimhetze: Die Instrumentalisierung von Religion als Vote-Seeking-Strategie der AfD

Die AfD setzt in ihrer Identitätskonstruktion zunehmend auf einen populistischen Gegensatz zwischen "christlich-jüdischem Abendland" und "dem Islam", obwohl sie sich weder durch eine besondere Nähe zur Kirche und christlichen Wähler:innen noch zur jüdischen Gemeinde auszeichnet....

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Bibliographic Details
Published in:Zeitschrift für Religion, Gesellschaft und Politik
Authors: Bitzl, Christoph (Author) ; Kurze, Michael (Author)
Format: Electronic Article
Language:German
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Published: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2021
In: Zeitschrift für Religion, Gesellschaft und Politik
Year: 2021, Volume: 5, Issue: 2, Pages: 471-502
Further subjects:B Antimuslimischer Rassismus
B Alternative für Deutschland
B Vote-Seeking
B Right-wing populism
B Right-wing Extremism
B Rechtsextremismus
B Islamophobia
B right-wing populism
B Vote-seeking
B AfD
Online Access: Volltext (kostenfrei)
Description
Summary:Die AfD setzt in ihrer Identitätskonstruktion zunehmend auf einen populistischen Gegensatz zwischen "christlich-jüdischem Abendland" und "dem Islam", obwohl sie sich weder durch eine besondere Nähe zur Kirche und christlichen Wähler:innen noch zur jüdischen Gemeinde auszeichnet. Der folgende Beitrag zeigt anhand einer Analyse von Programmen, Äußerungen und weiteren Veröffentlichungen, dass sich die Partei einer bestehenden Muslimfeindlichkeit in der Bevölkerung bedient und Religion zum Zweck der nativistischen Mobilisierung und Stimmenmaximierung instrumentalisiert. Sowohl der Islam als auch Christentum und Judentum werden zum Träger inhärenter kultureller Merkmale umgedeutet und damit von ihrer religiösen Bedeutung losgelöst. Dabei bedient sich die AfD in ihren essenzialisierenden Zuschreibungen einer antimuslimisch-rassistischen Rhetorik. Durch die Einbettung in einen "Kampf der Kulturen" schafft es die Partei, ihre mitunter rechtsextremen nativistischen Positionen, die sich vor allem in antipluralistischen Haltungen und einer Unterminierung der Religionsfreiheit zeigen, als Verteidigung liberaler christlich-aufgeklärter Werte, gar als Philosemitismus, zu verklausulieren. Der Beitrag zeigt, dass diese Islamisierung der Debatten und die gleichzeitige Berufung auf ein "christlich-jüdisches" Erbe einem wahltaktischen Kalkül zur Stimmenmaximierung folgt, das über einen vermeintlich drohenden Identitätsverlust den rechten Rand und die bürgerliche Mitte gleichermaßen inkludiert, während man sich selbst vom Vorwurf des Rechtsextremismus freispricht.
In recent years the German right-wing populist party AfD (Alternative for Germany) has re-semanticized the term "christliches Abendland" ("Christian Occident") and increasingly refers to its political and cultural values as a "Christian-Jewish" heritage. This comes to a surprise since the party is a major critic of the church and its refugee policy and does neither poll a high count of votes from Christian voters nor show a proximity to Judaism and Jewish life in Germany. As this article demonstrates, the AfD uses its religious framing as a strategy to maximize votes. By referring to Christianity and expressing a philosemitic stance, the party emphasizes its refusal of Islam and Muslims in Germany. It harnesses religious framework to underline alleged cultural and political differences between Muslims and the rest of the population. Thus the AfD exploits the general popularity of anti-Muslim attitudes in German society in order to promote its extreme right-wing and nativist concepts of policy. Using racist rhetoric and referring to "Christian-Jewish" values, the party constructs a dichotomy of "German" and "Muslim" culture to legitimate its postulations for a stop of migration and restricted rights for Muslims. The paper argues that all this has to be assessed as a vote-seeking-strategy to exploit wide-spread fears of a loss of identity and a nativist resistance towards a pluralist society that increasingly culminate in anti-Muslim sentiments.
ISSN:2510-1226
Contains:Enthalten in: Zeitschrift für Religion, Gesellschaft und Politik
Persistent identifiers:DOI: 10.1007/s41682-021-00076-y