Pastoral care and mental illness: a quantitative study to explore the competencies of Protestant pastors in Germany to support people who have a mental illness

For the everyday work of pastors, it is relevant to have sufficient knowledge and confidence in dealing with mental illness, which can also be described as Mental Health Literacy (MHL). Method This study examines the current situation of pastoral care with people who have a mental illness in Germany...

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Main Author: Fritz, Birthe 1989- (Author)
Format: Electronic Article
Language:English
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Published: Walter De Gruyter GmbH 2024
In: Spiritual care
Year: 2024, Volume: 13, Issue: 1, Pages: 60-74
Online Access: Volltext (lizenzpflichtig)
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Description
Summary:For the everyday work of pastors, it is relevant to have sufficient knowledge and confidence in dealing with mental illness, which can also be described as Mental Health Literacy (MHL). Method This study examines the current situation of pastoral care with people who have a mental illness in Germany through an online survey. In particular, the MHL of the pastoral caregivers, as well as self-efficacy (SE), willingness to recommend psychotherapeutic help and intensity of networking as further influencing constructs will be taken into account. Results About 26 % of all pastoral care contacts were with people who have a mental illness. Those pastors working outside the parish showed a higher amount of contacts. Personal and professional factors rarely had an impact on the MHL, which was higher on average than in the general population. Furthermore, the study showed significant associations between two MHL aspects (attitude and recognition), willingness to recommend psychotherapeutic help, SE and intensity of networking. The intensity of networking was only predicted by SE. Discussion The results highlight that pastoral contacts with people who have a mental illness occur frequently and show that pastoral caregivers already have a certain level of MHL. The results indicate that, in addition to imparting knowledge, future training should place special emphasis on promoting positive attitudes towards psychotherapy and on encouraging SE.
In Anbetracht der Zunahme psychischer Erkrankungen in der deutschen Bevölkerung und der langen Wartezeiten auf eine psychotherapeutische Behandlung (DGPPN 2019; Rabe-Menssen et al. 2020; Spiegelberg 2020) sind Begegnungen zwischen Seelsorgenden und Menschen mit einer psychischen Erkrankung im Rahmen der Seelsorge wahrscheinlich. Diese Kontakte können eine präventive, unterstützende und überbrückende Wirkung haben. Für den Berufsalltag von Pfarrerinnen und Pfarrern könnte es daher relevant sein, über ausreichende Kenntnisse und Sicherheit im Umgang mit psychischen Erkrankungen zu verfügen, was auch als Mental Health Literacy (MHL) bezeichnet werden kann., Methode Diese Studie untersucht die aktuelle Situation der Seelsorge mit Menschen mit einer psychischen Erkrankung in der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) mittels einer Online-Befragung unter Personen, die im Pfarramt tätig sind oder sich im Vikariat befinden (n = 195). Dabei werden insbesondere die soziodemografischen und beruflichen Charakteristika, die MHL der Seelsorgerinnen und Seelsorger, sowie die Selbstwirksamkeit (SE), die Empfehlungsbereitschaft und die Intensität der Vernetzung als weitere Einflussfaktoren berücksichtigt., Ergebnisse Die Seelsorgerinnen und Seelsorger gaben an, dass das Item "kurze Kontakte und direkte Weitervermittlung an professionelle Hilfe" als auch das Item "langfristige seelsorgliche Beziehungen unabhängig von professioneller Behandlung" im Durchschnitt eher nicht oder nur teilweise als Aussagen zutreffend sind. Am häufigsten begegneten die Seelsorgerinnen und Seelsorger nach ihrer Angabe mit absteigenden Mittelwerten Depressionen, somatischen Erkrankungen, Burnout/Erhöhter Arbeitsbelastung, Suchterkrankungen und Angststörungen. Die Kontakte erfolgten im Durchschnitt mittels direkter Kontaktaufnahme zwischen der seelsorgesuchenden Person und den Seelsorgenden. Im Mittel gaben die Seelsorgenden an, dass die Aussage "sie würden psychisch kranke Seelsorgesuchende mit dem Hinweis auf professionelle Unterstützung seelsorglich betreuen" eher zutreffend ist (Fritz 2020). Die Häufigkeit des Kontakts zwischen Seelsorgenden und Menschen mit einer psychischen Erkrankung unterschied sich sowohl prozentual als auch in absoluten Werten je nach Tätigkeitsschwerpunkt, wobei die soziodemografischen und beruflichen Merkmale der Gruppen durch PS-Matching ausgeglichen wurden. Seelsorgerinnen und Seelsorger in einem funktionalen Seelsorgebereich, d.h. Krankenhaus-, Altenheim-, Notfall-, Polizei-/Militär- und Gefängnisseelsorge, hatten signifikant rund 12 % mehr Kontakte mit Menschen mit einer psychischen Erkrankung und in absoluten Zahlen rund zehn Kontakte mehr pro Jahr als Seelsorgerinnen und Seelsorger in anderen Tätigkeitsbereichen. Im Vergleich zu einer nicht repräsentativen deutschen Bevölkerungsstichprobe wiesen Seelsorgende eine signifikant geringere Stigmatisierungsangst (FEP-Subskala) gegenüber Menschen mit einer psychischen Erkrankung auf. Es zeigte sich, dass Seelsorgerinnen und Seelsorger die Fallvignetten Depression, Schizophrenie und Anorexia Nervosa unter Kontrolle des Bildungsniveaus häufiger richtig identifizieren konnten, als eine bevölkerungsrepräsentative Stichprobe der psychenet-Studie. Bei der korrekten Identifizierung der Bulimia-Nervosa-Fallvignette gab es keine Unterschiede zwischen den Seelsorgenden und der Bevölkerungsstichprobe. Um zu untersuchen, welche soziodemographischen Aspekte die MHL der Seelsorgerinnen und Seelsorger vorhersagten, wurden eine multinominale logistische und zwei multiple Regressionsanalysen mit je einer abhängigen Variable (Fallvignetten, Einstellungen zur Psychotherapie, Wissensfragen) berechnet. Die soziodemografischen Faktoren der Seelsorgerinnen und Seelsorger sagten in keinem der berechneten Modelle die Einstellung zu Psychotherapie und psychischen Erkrankungen voraus, auch nicht das korrekte Erkennen von Fallvignetten. Jene mit mehr Ausbildungsstunden waren jedoch in der Lage, die Wissensfragen häufiger richtig zu beantworten, wenn man für das Geschlecht kontrollierte., Um zu untersuchen, was die Empfehlungsbereitschaft voraussagt, wurde eine multiple Regressionsanalyse berechnet, in welche die soziodemografischen und beruflichen Merkmale, die Aspekte der MHL und drei weitere Konstrukte einbezogen wurden. Die Einstellung sagte die Bereitschaft, psychotherapeutische Hilfe zu empfehlen, insofern voraus, als eine positivere Einstellung zu einer höheren Empfehlungsbereitschaft führte. Weder die einbezogenen soziodemographischen Faktoren noch die beiden anderen Komponenten der MHL waren Prädiktoren für die Empfehlungsbereitschaft. Von den weiteren Konstrukten hatte nur die Selbstwirksamkeit einen prädiktiven Einfluss. Demnach waren Seelsorgende mit höherer Selbstwirksamkeit eher bereit, psychotherapeutische Hilfe zu empfehlen., Die subjektive SE von Seelsorgenden im Umgang mit Menschen mit einer psychischen Erkrankung wurde von fünf der zehn einbezogenen Faktoren signifikant vorhergesagt. Diejenigen, die im funktionalen Bereich arbeiteten, hatten eine höhere subjektive SE als jene in anderen Arbeitsbereichen, selbst nach dem Ausgleich der soziodemografischen Daten mittels PS-Matching. Die subjektive SE von Seelsorgenden stieg signifikant an, wenn eine höhere Anzahl von Ausbildungsstunden im Bereich psychischer Erkrankungen angegeben wurde. Für die Aspekte der MHL sagten nur die Fallvignetten die SE voraus. Mehr richtig erkannte Fallvignetten gingen mit einer höheren subjektiven SE der Seelsorgenden einher. Von den drei weiteren Konstrukten sagten die Intensität der interdisziplinären Vernetzung und die Empfehlungsbereitschaft psychotherapeutischer Hilfe die SE voraus, so dass höhere Werte mit einer höheren Selbstwirksamkeit einhergingen., Die Vernetzung mit anderen Akteuren in der psychosozialen Versorgung wurde nur durch einen der zehn einbezogenen Faktoren signifikant vorhergesagt. Die Intensität der Vernetzung mit anderen Akteuren in der psychosozialen Versorgung nahm mit einer höheren subjektiv wahrgenommenen SE zu. Je höher die SE war, desto intensiver nutzten die Seelsorgenden ein interdisziplinäres Netzwerk. Andere soziodemografische Daten, die MHL oder die beiden weiteren Konstrukte sagten die Vernetzungsintensität von Seelsorgenden nicht voraus. Auch nach dem PS-Matching gab es keinen Unterschied zwischen der Vernetzung jener mit Tätigkeit im Bereich des Funktionspfarramtes und derer in anderen Bereichen, z.B. dem Gemeindepfarramt. Die deskriptive Analyse der Mittelwerte zeigte, dass die Seelsorgerinnen und Seelsorger in beiden Praxisfeldern im Durchschnitt nur selten Kontakt zu anderen psychosozialen Leistungserbringern hatten., Diskussion Die Ergebnisse verdeutlichen den regelmäßigen seelsorglichen Kontakt mit Menschen mit einer psychischen Erkrankung und die zahlreichen Kompetenzen, über die Seelsorgerinnen und Seelsorger im Umgang mit ihnen bereits verfügen. Insgesamt zeigt sich die zentrale Rolle der Selbstwirksamkeit, durch welche die interdisziplinäre Zusammenarbeit ausschließlich vorhergesagt wurde. Auch die Einstellung zu psychotherapeutischer Hilfe scheint relevant zu sein, da sie für die Bereitschaft, diese bei Bedarf zu empfehlen, wichtig ist. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass in der zukünftigen Aus- und Weiterbildung neben der Wissensvermittlung ein besonderes Augenmerk auf die Förderung einer geringen Stigmatisierung psychischer Erkrankungen und deren Behandlung, d.h. einer positiven Einstellung zur Psychotherapie, sowie auf die Förderung der Selbstwirksamkeit gelegt werden sollte.
ISSN:2365-8185
Contains:Enthalten in: Spiritual care
Persistent identifiers:DOI: 10.1515/spircare-2023-0010