Unheiliger Krieg im Heiligen Land: meine Jahre in Jerusalem

Jörg Bremer beschreibt den Nahostkonflikt zwischen Israelis und Palästinensern.Als Jörg Bremer 2009 sein Büro in Jerusalem räumte, war er länger in Israel/Palästina gewesen als jeder andere Korrespondent einer deutschen Zeitung. Seit 1991 hatte er kenntnisreich und engagiert für die „Frankfurter All...

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Bibliographic Details
Main Author: Bremer, Jörg 1952- (Author)
Format: Print Book
Language:German
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Published: Berlin Nicolai 2010
In:Year: 2010
Standardized Subjects / Keyword chains:B Middle East conflict / History
B Palestine issue
Further subjects:B Middle East conflict
B Israel
B Palestine
Online Access: Inhaltsverzeichnis (Verlag)
Description
Summary:Jörg Bremer beschreibt den Nahostkonflikt zwischen Israelis und Palästinensern.Als Jörg Bremer 2009 sein Büro in Jerusalem räumte, war er länger in Israel/Palästina gewesen als jeder andere Korrespondent einer deutschen Zeitung. Seit 1991 hatte er kenntnisreich und engagiert für die „Frankfurter Allgemeine" aus dem Nahen Osten berichtet, mit Gespür für beide Konfliktseiten. Mit dem Buch „Unheiliger Krieg im Heiligen Land" legt er seine Erinnerungen und Überlegungen zum israelisch-arabischen Dauerkonflikt vor.Es sind Einblicke in Zusammenhänge, persönliche Begegnungen und Schauplätze ohne jegliche Illusion. Sie fügen sich zu einem Mosaik zusammen, aus dem hervorgeht, weshalb die Befriedung der Region und die Gründung eines palästinensischen Staates Hauptanliegen der Weltpolitik sein müssten.Bremer spricht sich dafür aus, die gemäßigten Führer der Palästinenser zu unterstützen, zum Beispiel den Wirtschaftsfachmann Salam Fayyad, derzeit Ministerpräsident der Autonomiegebiete im Westjordanland. Der Autor nennt ihn einen Hoffnungsträger, der in Berlin und Brüssel als einstiger Weltbank-Fachmann für den Nahen Osten großes Ansehen genießt. Fayyad habe es geschafft, in Ramallah die Verwaltung zu reformieren und die Wirtschaft im Westjordanland anzukurbeln. Dieser Mann habe zwar das Manko einer wenig charismatischen Erscheinung. Doch bündele er die Hoffnungen der tüchtigen Palästinenser auf ein eigenes Gemeinwesen in schwieriger Zeit. In der Politik gegenüber der radikalislamischen Hamas, die seit ihrem Putsch 2007 den Gaza-Streifen beherrscht, habe Israel nicht nur „Verbrechen" begangen, sondern auch „Fehler" gemacht. Bremer zitiert zustimmend den israelischen Friedensaktivisten Uri Avnery: Der tödliche Anschlag der israelischen Luftwaffe 2004 auf den Hamas- Chef Scheich Jassin habe damals den Konflikt von der Ebene lösbarer Probleme auf die eines religiösen Kriegs gehoben und damit die Hamas ungewollt aufgewertet. Jassin war der unumstrittene geistliche Führer der Hamas, aber auch kompromissbereiter als seine Nachfolger. Bremer: „Mit der Ermordung von Jassin erwuchsen der Schlange, anders als Israel gehofft hatte, viele neue Köpfe." An einer anderen Stelle heißt es über die israelische Bevölkerung: „Die Mehrheit der Israelis scheint sich von der Politik verabschiedet zu haben … Die amerikanische Politik ahndet israelische Politikverweigerung nicht mit Restriktionen, und die Europäer verstecken sich, ohne Phantasie für eine eigene neue Initiative aufzubringen, hinter Washington. Auch die arabischen Staaten sind passiv. Mit wem aber soll Israel Frieden schließen?"Jörg Bremer beobachtet anhand des Umgangs mit archäologischen Funden, wie kurzsichtig Palästinenser und Israelis mit ihrer Geschichte umgehen. Zum Beispiel erinnert er daran, dass Gazas Hauptmoschee einst eine frühgotische Kathedrale der Kreuzfahrer war und dass palästinensische Archäologen der Autonomiebehörde dort Grabungen ausgeführt und so christliche Geschichte in islamischer Umgebung sichtbar gemacht haben. Das scheint heute aber keine Rolle mehr zu spielen, da im Gaza-Streifen der Islamisierungsdruck auf die Christen wächst. Für die Israelis wiederum hat die Archäologie, die früher einmal zu den führenden Wissenschaften des Landes gehörte, an Gewicht verloren. So sei es üblich gewesen, dass Generäle eine zweite Karriere begannen: als Archäologen. Ehud Barak, einstiger Generalstabschef und jetzt Verteidigungsminister, ging lieber in die Beratungsbranche. Archäologen seien mittlerweile lästige Zeitgenossen, die den Fortschritt im Straßen- und Wohnungsbau behindern.Das Buch geht auch darauf ein, wie der Grundkonflikt zwischen Juden und Arabern gelöst werden kann. Die Siedlungen, an denen jetzt wieder weitergebaut wird, müssten gestoppt und zurückgefahren werden, die israelische Besatzung des Westjordanlandes muss beendet werden, und die Palästinenser müssen Israels Sicherheitsbedürfnis ernst nehmen. Um die Region zu stabilisieren, sollte ein gemeinsamer Wirtschaftsraum aufgebaut werden. Vielleicht entsteht dann ein „Tiger", mächtig wie Singapur oder Dubai.
ISBN:389479559X