Leistung: zur handlungstheoretischen und kategorialen Klärung eines verkannten Gegenwartsphänomens sowie zu Möglichkeiten seiner Gestaltung aus christlich-ethischer Sicht

Der Begriff Leistung begegnet nicht als eindeutige Bezeichnung für einen einzigen Sachverhalt, sondern in einer Vielzahl von Zusammenhängen: Physik, Sport, Schule, Wirtschaftswissenschaft, Versicherungen, Wohlfahrtsstaat, etc. Der Begriff ist überall derselbe, er kann jedoch völlig unterschiedliche...

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Bibliographic Details
Main Author: Kiuntke, Manuel (Author)
Format: Electronic Book
Language:German
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WorldCat: WorldCat
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Published: 2014
In:Year: 2014
Further subjects:B Phenomenology
B Ethics
B Poiesis
B Plot
B Schleiermacher, Friedrich (1768-1834)
B Practice
B Thesis
B Commercialization
B Herms, Eilert (1940-)
B Financial crisis
Online Access: Table of Contents
Volltext (Langzeitarchivierung Nationalbibliothek)
Volltext (kostenfrei)
Volltext (kostenfrei)
Parallel Edition:Non-electronic
Druckausg. u.d.T.:: Kiuntke, Manuel: Leistung:
Description
Summary:Der Begriff Leistung begegnet nicht als eindeutige Bezeichnung für einen einzigen Sachverhalt, sondern in einer Vielzahl von Zusammenhängen: Physik, Sport, Schule, Wirtschaftswissenschaft, Versicherungen, Wohlfahrtsstaat, etc. Der Begriff ist überall derselbe, er kann jedoch völlig unterschiedliche Fälle bezeichnen. Die vorliegende Untersuchung analysiert das Phänomen „menschliche Leistung“ und die daraus sich ergebenden Zusammenhänge und Folgen für den Einzelnen und die Gesellschaft handlungstheoretisch und kategorial aus verschiedenen Perspektiven: Zunächst wird dargestellt, welches Phänomen der Rede von „menschlicher Leistung“ zugrunde liegt: Der Mensch handelt sinnvoll und zielgerichtet durch verantwortliche und bewusste Auswahl von vorzugswürdigen Möglichkeiten, weil er durch die Handlung Bedürfnisse befriedigen kann. Gelingt ihm das, so kann man sowohl das Handlungsergebnis als auch den Vorgang selbst als „Leistung“ bezeichnen. Anhand der Perspektive des österreichischen Nationalökonomen Carl Menger werden grundlegende Aspekte von Bedürfnissen und ihrer Befriedigung aufgezeigt, die aber aus phänomenologischer und theologischer Sicht ergänzt werden müssen: Jeder Mensch hat aufgrund seiner conditio humana zwei Grundbedürfnisse – er muss die ihm gegebene Situation zunächst deuten und sie dementsprechend gestalten. Daraus ergeben sich vier Arten von Bedürfnissen, die für das Gelingen des menschlichen Lebens und Zusammenlebens notwendig sind und die Handlungsgrundlage für gesellschaftliche Funktionsbereiche bilden: Jeder muss Ziele auswählen und zudem dahin führende Wege. Dabei hat er sich zu orientieren, welches Ziel für sein Leben förderlich ist und wie ein gewähltes Ziel erreicht werden kann. In ausdifferenzierten Gesellschaften kann die Orientierung von Zielwahlen durch den Bereich der Lebenssinnkommunikation – Weltanschauung bzw. Religion – geleistet werden. Die Erforschung und Kommunikation möglicher Wege zu Zielen ist dagegen eine wissenschaftliche Leistung. Beides, wissenschaftliche und weltanschaulich/religiöse Leistungen sind Deutungsleistungen. Gestaltungsleistungen hat der Mensch dagegen zu erbringen einerseits durch die Versorgung mit Lebensmitteln aller Art, also durch Leistung im Bereich der Wirtschaft. Andererseits muss in allen Bereichen eine Art von Ordnung gelten – Leistung im politischen Bereich sorgt daher für Recht und Gesetz und ihre Einhaltung durch Herrschaftsausübung. Diese vier Arten von Leistung – im politischen, ökonomischen, weltanschaulichen und wissenschaftlichen Bereich – erfordern unterschiedliche Handlungsweisen und müssen daher nach verschiedenen Maßstäben beurteilt werden. Eine weitere Unterscheidung ist notwendig zwischen den Handlungsarten Poiesis und Praxis. Die Ergebnisse des ersten Teils werden in einem Schaubild auf S. 159 zusammenfassend dargestellt, mit Beispielen für jede Leistungsart sowie Handlungsergebnissen unterschieden nach Poiesis und Praxis. Die vier genannten Funktionsbereiche sind die Grundlage der Gesellschaftstheorie von Eilert Herms. Ihre theoretische Fundierung wird ausführlich dargestellt und mit dem Konzept von Friedrich Schleiermacher verglichen, von dem Herms nicht nur ausgeht, sondern das er deutlich erweitert und ergänzt. Am Beispiel der christlichen Ethik wird die spezifische Sicht einer Ethosgestalt auf das Phänomen menschliche Leistung und die Möglichkeitsbedingungen eines verantwortlichen Umgangs damit dargestellt. Die handlungstheoretische und phänomenologische Klärung des Begriffs Leistung im ersten Teil der Arbeit bildet zudem eine notwendige Grundlage, um im zweiten Teil Möglichkeitsbedingungen für eine verantwortliche Gestaltung des gesellschaftlichen Zusammenlebens aus christlicher Sicht skizzieren zu können. Die weithin unterlassene Unterscheidung von Leistungsarten zeitigt weitreichende Folgen, wie beispielsweise die fortschreitende Ökonomisierung aller Funktionsbereiche. Schließlich wird auch auf ökonomische und gesamtgesellschaftliche Fehlentwicklungen eingegangen, die zu Beginn des 21. Jahrhunderts zu einer weltweiten Finanzkrise geführt haben.
Physical Description:Online-Ressource
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