Systemische Herausforderungen für Angebots- und Bedarfsstrukturen der schulischen Präventionsarbeit - Schwerpunkt NRW

Im Fokus dieses Forschungspapiers stehen Fragen zur bestehenden Angebots- und Bedarfsstruktur hinsichtlich der schulischen Extremismusprävention im Kontext islamistischer Radikalisierung in NRW mit Querbezügen zum Rechtsradikalismus. Die Bezüge zum Rechtsradikalismus erfolgen unabhängig von einzelne...

Full description

Saved in:  
Bibliographic Details
Main Author: Kulaçatan, Meltem 1976- (Author)
Corporate Authors: Bonn International Centre for Conflict Studies (Issuing body) ; CoRE NRW Connecting Research on Extremism NRW (Issuing body)
Contributors: Döring, Maurice (Editor)
Format: Electronic Book
Language:German
Check availability: HBZ Gateway
Fernleihe:Fernleihe für die Fachinformationsdienste
Published: Bonn Bonn International Centre for Conflict Studies Mai 2023
In:Year: 2023
Series/Journal:CoRE-NRW Forschungspapier / Bonn International Centre for Conflict Studies ; CoRE-NRW 5
Further subjects:B Prevention
B Political advice
B Radicalism
B Radicalization
B Islam and politics
B Germany
Online Access: Volltext (kostenfrei)
Description
Summary:Im Fokus dieses Forschungspapiers stehen Fragen zur bestehenden Angebots- und Bedarfsstruktur hinsichtlich der schulischen Extremismusprävention im Kontext islamistischer Radikalisierung in NRW mit Querbezügen zum Rechtsradikalismus. Die Bezüge zum Rechtsradikalismus erfolgen unabhängig von einzelnen Religionsbezügen. Die Fragestellungen konzentrieren sich auf Signifikanzen im schulischen Kontext, in ausgewählten Kommunen, auf verschiedenen ordnungspolitischen sowie auf wissenschaftlicher Ebene. Sie greifen dabei die Bedingungen einer nachhaltigen Entwicklung schulischer Präventionsarbeit gegen islamistisch bedingte Radikalisierung, bereits laufende Modelle und Entwicklungen sowie Defizite auf, die in der Schulpolitik, den Schulen selbst und in strukturellen Hindernissen in der Präventionsarbeit zu finden sind. Basierend auf einer Literaturauswertung in Kombination mit selektiven qualitativen (Interviews) und quantitativen (Stichprobe) Ergebnissen leitet das Papier Handlungsempfehlungen für politische Entscheidungsträger:innen ab und begründet diese. Signifikante Ergebnisse sind einerseits die Zunahme von Verschwörungstheorien und Verschwörungsmythen bei Schüler:innen, die durch rechtsextreme Narrative auffallen, und andererseits der sich abzeichnende Rückgang des islamistisch bedingten Extremismus. Ein weiteres Ergebnis bezieht sich auf die Haltung und Einstellungen von Lehrkräften sowie ihr Kommunikationsverhalten gegenüber den Schüler:innen und deren Elternhäusern. Dabei spielt der Phänomenbereich der Gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit eine große Rolle. Zusammenfassend lässt sich aus den erhobenen Daten in Bezug auf Präventionsmaßnahmen in den Schulen in NRW feststellen, dass die Präventionsangebote als disparat beschrieben werden. Sowohl die fehlende Informationskultur für Schulen als auch die partikularistisch ausgerichteten Präventionsmaßnahmen, insbesondere mit Schwerpunkt Islamismus, werden kritisch bewertet. Ein größeres Defizit wird auch hinsichtlich der allgemeinen Gewaltprävention formuliert. Im Zusammenhang mit der schulischen Präventionsarbeit werden auch die fehlenden pädagogisch-fachlichen Anteile in der Lehramtsausbildung prüfend in den Blick genommen. Die Ergebnisse verweisen auf Lücken im ersten und zweiten Ausbildungsabschnitt des Lehramtsstudiums, die sich im Beruf fortsetzen. Bisher fehlen obligatorische rassismus- und diskriminierungskritische Inhalte als selbstverständliche Anteile in der Aus- und Weiterbildung. In diesem Kontext ist jedoch die Bereitschaft der Befragten für die Wahrnehmung von entsprechenden Fortbildungen hoch ausgeprägt. Als Gesamtergebnis geben einige der Befragten folgende Problemwahrnehmung zu Protokoll: Ein maßgeblicher Hinderungsgrund für die nachhaltige Gestaltung von Prävention besteht in ihrer legislaturabhängigen politischprogrammatischen Einhegung. Dazu gehört auch das Ringen um die Stimmen der Wähler:innen. Stattdessen müssten politische Entscheidungsträger:innen – und das wird von den hier befragten Akteur:innen und Expert:innen mehrfach zu Protokoll gegeben – den engen und beratenden Kontakt mit Expert:innen suchen und verstetigen. Nur so kann eine langfristige und nachhaltige Umsetzung von schulischer Präventionsarbeit gelingen.
Item Description:Literaturverzeichnis: Seite 46-48